von Michael Neumann:
2018 war ein Jahr der Wetterrekorde
Selten wurde wohl in den vergangenen Jahren so oft über das Wetter gesprochen wie im gerade zu Ende gegangenen 2018, einem Jahr der Rekorde. Mit einer Durchschnittstemperatur von 12,2 Grad avancierte 2018 zum wärmsten Jahr seit Wetterdaten aufgezeichnet werden. „Das waren zwei Grad mehr als im Jahr 2006, und es fühlt sich so an, als wäre die vorhergesagte Zwei-Grad-Erwärmung der Erdtemperatur bereits jetzt angekommen“, sagt der Oberurseler Hobbymeteorologe André Schröder, der in der Brunnenstadt seit 2006 eine Wetterstation betreibt.
Eishockey möglich
Aber zurück zum Jahresbeginn. Etwas kälter als das Mittel war der Februar, der sich als Wintermonat mit viel Sonnenschein präsentierte. Kältester Tag des Jahres war mit Minus 10,1 Grad der 28. Februar. Schröder: „Die Temperaturen reichten endlich mal wieder für das selten gewordene Eishockeyspektakel, allerdings nur auf den Fischweihern am Franzoseneck. Der kalte Ostwind ließ den Maasgrundweiher nicht richtig zufrieren.“ Am Franzoseneck jedenfalls hatten Eishockeyfans nicht nur aus Oberursel Ende Februar und Anfang März ihren Spaß.
Ab dem 7. April stiegen die Temperaturen dauerhaft über 20 Grad, was, mit wenigen Unterbrechungen, bis Mitte November anhielt. Insgesamt registrierte Schröders Wetterstation 2018 satte 95 Sommertage mit einer Höchsttemperatur von 25 Grad, das waren 32 mehr als 2011. Tropennächte mit mindestens 20 Grad gab es acht.
Auffällig war, sagt Schröder, dass es entgegen früherer Jahre bis Ende Juli keine Hitze- oder Gewitterphasen gab. Vielmehr lagen die Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad oder nur leicht darüber. Erst spät kam eine Hitzeperiode, die vom 24. Juli bis 9. August Temperaturen von über 30 Grad bescherte. Am 26. Juli wurde der Maximalwert von 35,4 Grad erreicht. Schröder: „Diese Periode war bemerkenswert lang, aber erstaunlicherweise die einzige im ganzen Sommer.“ Jetzt wurden auch in Oberursel die Rasenflächen gewässert. Ein Problem bald auch für die Oberurseler Wasserwerke, die am 7. August auf Probleme bei der Trinkwassergewinnung hinwiesen. Der Wasserverbrauch war in diesen Tagen doppelt so hoch wie üblich. Bereits Ende Juli hatten die Stadtwerke einen sparsamen Verbrauch des Trinkwassers angemahnt. „Oberursel steuert auf einen Trinkwassernotstand zu“, so eine Schlagzeile in den Zeitungen.
Not der Kleingärtner
Auch die Oberurseler Kleingärtner hatten unter der Wassernot zu leiden, erinnert sich Schröder. Was in den Beeten im Frühjahr aus dem Samen kam, konnte noch gut wachsen. Aber für eine spätere zweite Aussaat fehlte die notwendige Feuchtigkeit. Viel zarte Triebe wurde von der Sonne verbrannt.
Der fehlende Regen blieb auch im Hause Schröder nicht ohne Wirkung. „Die Versorgung unserer beiden Zwergkaninchen Felix und Charlotte war schwierig. Es gab nur einen saftigen Frühjahrsschnitt auf unserer Wiese, der reichte aber nicht lange. Ganz zu schweigen vom Aufbau eines Wintervorrates. Anders sah es auf unserer Terrasse aus. Tomatenpflänzchen, die mir mein Vater früh im April geschenkt hatte, brachten bereits im Mai die ersten Tomaten, die letzten haben wir Anfang November geerntet.
Angesichts des Dauersommers verwundert es nicht, dass 2018 mit 143 Regentagen so wenige wie noch nie gezählt wurden. An Niederschlag im Jahresverlauf wurden 626 Liter gemessen, der Minusrekord datiert aus dem Jahr 2015 mit 522 Litern. Der Winter 2017 hatte noch ein gutes Polster mit in den Frühling gebracht, immerhin reichten die Reserven für die Vegetation noch bis Mitte Juni. Trockenheit herrschte dann von Mitte Juni bis in den Dezember hinein, da fielen insgesamt nur 130 Liter Niederschlag.
Schröder: „Was die großen Flüsse im Herbst an Niedrigstand zeigten, zeigten im Kleinen auch die Taunusbäche. Allein der nasse Dezember mit 111 Litern verhinderte einen neuerlichen Minusrekord beim Niederschlag.
Den Rekordsommer führt Schröder auf das anhaltende Hochdruckwetter in Mitteleuropa zurück. „Selten schafften es die Tiefdruckgebiete vom Atlantik in unsere Breiten vorzudringen. Durch die Trockenheit in Mittel- und Westeuropa fehlte schlichtweg der Nachschub an Feuchtigkeit zum Beispiel aus Waldgebieten für die Wetterfronten.“